Zweite Lebenshälfte

Ich weiss ja nicht wie es euch geht, aber ich persönlich kann die obigen Aussagen voll und ganz unterstreichen. Zwar befinde ich mich rein statistisch noch nicht - oder erst knapp - in der Lebensmitte, gefühlt bin ich aber schon seit einigen Jahren mittendrin. Ich empfinde jene Phase nicht unbedingt als Krise, aber sicher als äusserst anspruchsvoll - und zeitgleich irgendwie entspannend. In der ersten Lebenshälfte leben wir einseitig, denn wir brauchen ein starkes Ego, um uns in dieser Welt zurecht zu finden. Mehrere Häutungen finden statt, und lassen uns im besten Fall immer mehr zu dem Menschen werden, der wir sind. In der zweiten Lebenhälfte gehen wir nach innen, vom Ego zum Selbst, ich nenne es zur seelenzentrierten Persönlichkeit. Das gelingt jedoch nur, wenn wir unsere Schattenseiten und Seelenanteile integrieren.

 

Viele Menschen zeigen in der zweiten Lebenshälfte typische Fluchttendenzen. Statt sich zu verwandeln, möchten sie die anderen ändern; die Umgebung, die Gesellschaft - denn die sind schuld, dass sie in eine Krise geraten sind. Oder aber sie ändern ständig äussere Dinge (z.B. Wohnung, Beziehung, Beruf, Programme, Lebensgewohnheiten), und meinen, sich dadurch verwandeln zu können; und bleiben trotzdem immer die gleichen - weil sie das, was sie an sich ändern wollen, ablehnen. Oder aber sie schliessen jede Verwandlung aus, denn sie wollen ja so bleiben, wie sie sind; das führt oftmals zu starrem Konservativismus - weil jene Menschen an ihrer alten Einstellung am Leben, an alten Ritualen, an der alten Lebensform festhalten, sich nicht bewegen, und das immer zur inneren Erstarrung führt. Statt also in die Flucht zu gehen, sollten wir uns in der zweiten Lebenshälfte unbedingt unserer inneren Verwandlung stellen.

 

Zur Verwandlung nehme man - nach Johannes Tauler (1300-1361) - drei Voraussetzungen: ehrliche (und bisweilen schmerzliche) Selbsterkenntnis, Gelassenheit und die Gottesgeburt im Menschen. Solange wir uns selbst nicht ehrlich erkennen, projizieren wir unsere Probleme immer nur auf andere. Es braucht Mut, alte Muster - oder auch die gewohnte Wohnung, die überlebte Beziehung oder den Beruf mit dem man sich identifiziert hat - loszulassen. Und vor allem empfiehlt es sich, bevor man vom einen zum anderen wechselt, die eigenen festgefahrenen Einstellungen loslassen, denn nur dann kann sich auch im Aussen etwas wandeln. Bei der Gottesgeburt im Menschen ist die erwähnte Selbstwerdung gemeint; in der Überzeugung, dass wir alle das Göttliche in uns tragen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist meiner Ansicht nach die Auseinandersetzung mit dem Schwächerwerden, der Vergänglichkeit, und schliesslich dem Tod. C.G. Jung behauptete sogar, dass ab der Lebensmitte nur diejenigen lebendig bleiben, die zu sterben bereit sind. Das entspricht gewissermassen der zweiten Voraussetzung für die Verwandlung. Denn sich mit dem Sterben auseinanderzusetzen, bedeutet gleichsam, alles Bisherige loszulassen.

 

Für ein Grossteil der Menschen ist der zweite Abschnitt, vor allem in fortschreitendem Stadium, eine Phase der Zweifel, Sorgen und Ängste. Ihnen wird bewusst, dass ihre Vergangenheit länger währt als ihre Zukunft. Jung meinte, dass insbesondere Menschen, die das Gefühl haben, noch nie wirklich gelebt zu haben, sich an das Leben klammern wie an einen Strohhalm - weil sich ungelebtes Leben sehr schlecht loslassen lässt. Triggert dich das? Dann lass mich dir aus eigener Erfahrung sagen: es wird dadurch nicht lebendiger, sondern krampfhafter und enger. Gerne lade ich dich ein, deiner zweiten Lebenshälfte mit all ihren Krisen als Chance zu begegnen. Als Weg zum Wandel, indem du nach innen gehst, und auf diese Weise gelassener, milder und weiser wirst. Als das Ticket zum Aufbrechen ins Neue und Authentische, das in dir zu wachsen bereit ist.

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