Ein Sack voller Kartoffeln. Eine Zen-Geschichte.

Es war einmal vor langer Zeit, als ein Schüler seinen Zen-Meister besuchte und sich über die Menschen beklagte. Er war der Meinung, dass er von den meisten Personen in seinem Umfeld verletzt, beleidigt und beschimpft oder auch einfach nur unfreundlich behandelt werde. Der Meister überlegte kurz, verschwand in der Küche und kam mit einem Messer, einigen Kartoffeln und einem Sack zurück.

 

Der Meister sprach: «Nimm für jede Person, die dich in den letzten Tagen und Monaten verletzt hat, eine Kartoffel und ritze den Namen dieser Person ein.» Der Schüler tat, wie es ihm der Meister empfohlen hatte. Es dauerte nicht lange, bis der Schüler mehr als ein Dutzend mit Namen versehen hatte. Der Meister war zufrieden und sprach: «Gut, nun lege die Kartoffeln in den Sack, und trage ihn eine Woche mit dir herum, ohne ihn auch nur für einen Moment abzulegen. Komm nach sieben Tagen wieder zu mir in den Tempel.»

 

Der Schüler nahm den Sack und befolgte die Aufgabe des Meisters. Zu Beginn bereitete ihm das Tragen der Kartoffeln keine Mühe. Doch nach einigen Tagen wurde der Sack immer schwerer und die Kartoffeln begannen zu stinken. Der Schüler war froh, als die Woche um war und er wieder vor seinem Meister stand. Dieser erkundigte sich, ob er etwas gelernt habe. Der Schüler antwortete: «Ja Meister, ich habe gelernt, wenn ich den Menschen, die mich verletzt haben, nicht vergeben kann, dann trage ich den Ärger immer mit mir herum. Und der Ärger wird nicht weniger. Im Gegenteil, er nimmt von Tag zu Tag zu. Ich muss also den Menschen verzeihen können, und das bedeutet, die Kartoffel aus dem Sack zu entfernen.» Der Meister war zufrieden und sprach: «Gut. Überlege dir also, welchen Menschen du vergeben kannst, und entferne die entsprechenden Kartoffeln aus dem Sack.» Der Schüler überlegte nicht lange und entschied sich, dass er allen Menschen verzeihen mochte, und so entfernte er alle Kartoffeln aus dem Sack.

 

Der Meister war begeistert und sprach: «Wunderbar! Nimm nun neue Kartoffeln, beschrifte sie mit den Namen der Personen, die dich in der vergangenen Woche beleidigt haben, und lege sie in den Sack.» Der Schüler erschrak, denn er wusste, dass es da schon wieder einige Namen gab. Er sprach zum Meister: «Meister, aber dann beginnt ja alles wieder von vorn. Ich werde immer Kartoffeln im Sack mit mir herumtragen müssen!» «Das ist richtig», antwortete der Meister und sprach weiter, «es wird immer Menschen und Situationen geben, die dir nicht gefallen.» «Aber ich habe doch keinen Einfluss darauf, was andere sagen oder tun!» erwiderte der Schüler resigniert. Der Meister schwieg für einen kurzen Moment und sprach: «Die Kartoffeln sind deine negativen Gefühle. Vergiss sie für einen Augenblick, und richte deine Aufmerksamkeit auf den Sack. Was ist dann der Sack?» Der Schüler überlegte und antwortete: «Wenn die Kartoffeln meine Empfindungen und Gefühle sind, dann muss der Sack mein Ego sein. Denn ohne den Sack gibt es keine Kartoffeln... ohne mein Ego gibt es keine negativen Gefühle!»

 

«Was geschieht also, wenn du den Sack loslässt?», fragte der Meister nach. «Dann können die Leute über mich sagen was sie wollen, und ich habe keine Probleme mehr damit!» Der Meister pflichtete dem Schüler bei und ergänzte: «Genau, du wirst niemanden mehr finden, dessen Namen du in eine Kartoffel ritzen könntest. Nähre also nicht die Illusion eines Ego. Strebe nicht nach deinem Ich. Wenn du das erkannt und losgelassen hast, gibt es nichts mehr, wofür oder wogegen du in deinem Leben kämpfen musst. Du bist dann eins mit dir, der Welt und dem gesamten Universum.» 

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