Ellie: Ich heisse Ellie... Hm, ich habe ein flattriges Gefühl in der Brust, im Augenblick, und ich möchte locker werden.
Fritz: Das ist ein Programm.
E: Wie?
F: Das ist ein Programm - wenn du sagst: «Ich möchte locker werden.»
E: Ich versuche es, jetzt.
F: «Ich versuche es.» Das ist auch ein Programm. Du bringst das, was du sein willst, mit dem, was ist, durcheinander.
E: Jetzt - ich bewege meine Arme, um mich zwangloser zu fühlen. Und ich möchte über...
F: Erlaube mir, dir etwas zu sagen, Ellie. Die Grundlage dieser Arbeit ist das Jetzt. Du bist die ganze Zeit in der Zukunft. «Ich möchte an dem und dem arbeiten.» «Ich will das versuchen», und so weiter. Wenn du arbeiten kannst, dann fange jeden Satz mit dem Wort jetzt an.
E: Jetzt sage ich zu Ihnen, Dr. Perls, dass ich mich nicht wohl fühle. Jetzt spüre ich, wie sich meine Brust hebt und senkt. Ich spüre einen tiefen Atemzug. Ich fühle mich jetzt ein bisschen besser.
F: Siehst du, anstatt zu versuchen, dich in die Zukunft zu flüchten, kommst du nun mit dir selbst im Jetzt in Berührung. Natürlich fühlst du dich besser... Was machen deine Hände?
E: Sie beruhigen mich. Sie berühren sich - ich fühle sie, sie berühren mich. Ich habe das Gefühl, sie halten mich zusammen.
F: Rede mit ihnen. «Hände, ihr beruhigt mich.»
E: Hände, ihr beruhigt mich. Hände, ihr seid etwas, das ich kenne. Es fühlt sich gut an, den Finger hin- und herzubewegen.
F: Nun, meine Aufmerksamkeit ist mehr bei den Zuhörern. (zu den Zuhörern) Ich spüre eine gewisse Unruhe. Könntet ihr dazu etwas sagen?
X: Wir können nicht sehr gut hören.
F: So, ihr sitzt also lieber mit eurem Unbehagen, nicht sehr gut zu hören, da - strengt euch an -, anstatt dass ihr euch bemerkbar macht. Feige Tanten.
X: Könntest du dich umdrehen, damit wir dich hören können?
Y: Kannst du laut und deutlich sprechen?
E: Ja - könnt ihr mich jetzt verstehen? / X: Ja. / Gut. (räuspert sich) Ähem.
F: (mokiert sich, wie ein Sänger, der sich aufprotzt) Mi, mi, mi, mi, mi...
E: Ich hätte es lieber, dass ihr mir's sagt, wenn ihr nicht verstehen könnt, anstatt, dass ihr unruhig werdet. Aber ich will nicht dauernd an euch denken müssen - ich möchte euch bitten -
F: Was tust du mit deiner linken Hand?
E: Meine linke Hand? ... zeigt umher.
F: Bist du dir bewusst, dass du das tust?
E: Ich war es nicht. Ich bin mir jetzt bewusst. Ich möchte -
F: Noch ein Programm.
E: Ein Programm.
F: (brüsk) Danke - ich kann mit dir nicht arbeiten. Ich bitte dich, im Jetzt zu bleiben.
E: Ich fühle mich jetzt ganz unzureichend... Ich habe jetzt das Gefühl, dass ich etwas will. Ich befürchte jetzt, dass ich das nicht bekommen werde. Ich fühle mich -
F: Siehst du, du bist wieder in der Zukunft. «Ich will etwas, ich werde es nicht bekommen.» Was hast du dagegen, hier zu sein, lebendig zu sein, im Jetzt zu sein? Was lässt dich immer wieder in die Zukunft springen?
E: Es gibt so viel, dass ich will, und ich habe Angst - ich werde es nicht haben.
F: Mit anderen Worten, du bist gierig.
E: Ja.
F: Sag das den Zuhörern: «Ich will, ich will, ich will.»
E: Ich will, ich will, ich bin gierig, selbstsüchtig. Ich bin unersättlich. Ich will, was ich will, augenblicklich. Ich habe kein gutes Gefühl dabei, es nicht zu bekommen... Ich fühle mich jetzt unangemessen.
F: Ich verstehe dieses Wort nicht.
E: Ich fühle mich jetzt dumm.
F: Vielleicht bist du dumm... oder stellst du dich dumm? Wie ist das, dumm zu sein?
E: Ich weiss nicht, was ich tun soll. Ich will etwas tun, aber ich weiss nicht, wie darangehen.
F: Dann spiel hilflos.
E: Bitte helfen Sie mir, Dr. Perls. /F: (als ob er nichts verstehen würde) Ähmh?/ Bitte helfen Sie mir, Dr. Perls. /F: Ähmh? /Bitte helfen Sie mir, Dr. Perls! ...
F: Hm, ich habe mein Scheckbuch nicht bei mir. (Lachen)
E: Das will ich nicht von Ihnen.
F: Oh! Du sagtest nicht einmal, was du willst - welche Art Hilfe du willst.
E: Ich will Hilfe, damit ich mich als Frau wohler fühle. Ich möchte, dass mir der Sex mit meinem Mann mehr Spass macht.
F: Ah! Wenn du mit ihm schläfst, bist du da je im Jetzt? /E: Nein. /F: Wo bist du, wenn du Sex hast? Hast du ein Programm - einen Orgasmus erreichen oder so etwas?
E: Ja. Genau.
F: Dein Problem ist, dass du planst; du machst ein Programm. Anstatt einfach im Jetzt zu sein, machst du ein Programm. Wenn du im Jetzt bleibst, kannst du Spass haben. Okay?!
Wir sind alle mit der Idee der Veränderung beschäftigt, und die meisten gehen da heran, indem sie Programme machen. Sie wollen sich ändern. «Ich sollte so sein» und so weiter und so weiter. Was aber tatsächlich geschieht ist, dass die Idee einer vorsätzlichen Änderung niemals, nie und nimmer, funktioniert. Sobald man sagt: «Ich möchte mich ändern» - ein Programm aufstellt - wird eine Gegenkraft in einem erzeugt, die von der Veränderung abhält. Änderungen finden von selbst statt. Wenn man tiefer in sich hineingeht, in das, was man ist, wenn man annimmt, was da vorhanden ist, dann ereignet sich der Wandel von selbst. Das ist das Paradoxe des Wandels. Vielleicht kann ich das mit einem guten alten Sprichwort ein wenig untermauern, das Folgendes besagt: «Der Weg in die Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.» Sobald man eine Entscheidung fällt, sobald man sich ändern will, begibt man sich auf den Weg in die Hölle, weil man's nicht erreichen kann: und dann empfindet man sich als schlecht: man quält sich selbst und fängt an, das allseits bekannte Selbstquälerei-Spielchen zu spielen, das bei den meisten Menschen unserer Zeit so sehr beliebt ist.
Solange man ein Symptom bekämpft, wird es schlimmer. Wenn man Verantwortung übernimmt für das, was man sich selbst antut, dafür, wie man seine Symptome hervorbringt, wie man seine Krankheit hervorbringt, wie man sein ganzes Dasein hervorbringt - in dem Augenblick, in dem man mich sich selbst in Berührung kommt -, beginnt das Wachstum, beginnt die Integration, die Sammlung.