Die Omnipräsenz von Beziehungen

Das Thema «Beziehung» scheint besonders in meinem Alter beinahe omnipräsent. Während fast alle um dich herum heiraten und eine Familie gründen - was nach wie vor den Standards für ein «erfülltes Leben» entspricht - stellst du fest, verstärkt durch die Fragereien anderer Leute nach deiner Familienplanung mit deinem nicht vorhandenen Partner, wie deine innere biologische Uhr langsam zu ticken beginnt. In dir etabliert sich immer mehr die Frage, ob es die «grosse Liebe» für dich überhaupt gibt, ob du dein bisheriges Leben irgendwie falsch gelebt hast, und ob es aus gesellschaftlicher Sicht tatsächlich so verwerflich wäre, auch ohne all das ein sinnerfülltes und glückliches Leben zu führen.

Ganzheitliche Psychosoziale Beratung Sara Vercellone - Blog Die Omnipräsenz von Beziehungen
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Ja, die «grosse Liebe» - alle Menschen sehnen sich nach ihr. Alle. Das behaupte ich jetzt einfach mal so. Partnerschaft ist mit der wichtigste Bereich unseres Lebens, von dem wir uns Erfüllung und Sinn erhoffen. Die Suche nach der «grossen Liebe», - ich nenne es auch Zwillingsseele - bringt im Laufe unseres Lebens teilweise bittere Enttäuschungen mit sich. So beginnen viele an einem gewissen Punkt zu resignieren (in oder ohne Partnerschaft) und/oder flüchten sich in kurzlebige Abenteuer. Enttäuschung ist allerdings etwas, was nur dort entstehen kann, wo Täuschung bestanden hat. Beziehungen mit Menschen aller Art sind i m m e r eine Reflexion seiner Selbst. Und so sind die meisten Beziehungen, in denen Enttäuschung entsteht, karmischer Natur. Damit dir dies möglichst nicht mehr passiert, lade ich dich ein, dir zunächst einmal folgende Fragen zu stellen:

  • In welcher Beziehung stehe ich zu mir selbst?
  • Wie viel Tiefe lasse ich zu?
  • Nehme ich mir Zeit innezuhalten und mir selbst zu begegnen? 
  • Was erhoffe ich mir von einer Beziehung?
  • Weiss ich, wer ich wirklich bin?
  • Liebe ich mich selbst mit all meinen Facetten?
  • Welche Werte vertrete ich?
  • Wonach sehne ich mich und lebe ich das?
  • Kenne ich auch meine Abgründe?
  • Schöpfe ich mein volles Potential aus? 
  • Habe ich Verletzungen verarbeitet?
  • Kann ich mit mir alleine sein?

«Weiss nicht und nein»? Nun... was denkst du, wie nahe kann eine Beziehung zu einem anderen Menschen sein? Ich verrate es dir: genau so nahe, wie man sich selbst ist - kein bisschen näher. Und wenn du dir selbst nicht wirklich nahe bist, dich in dir selbst nicht Zuhause fühlst, ist es irgendwie gleichzeitig praktisch u n m ö g l i c h, den einen Menschen zu finden, der wirklich zu dir passt - es sei denn, es handelt sich bei dir um einen wirklich grossen Glückspilz, eine äusserst selten vorkommende Spezies. Na dann, Glückwunsch!

 

Die Wahrscheinlichkeit, dass du deiner Zwillingsseele begegnest, erhöht sich also mit dem Kennenlernen deiner eigenen Seele und dies erfordert zum Einen die Bereitschaft zur vertieften Auseinandersetzung mit dir selbst, die manchmal auch schmerzhaft sein kann, und zum Anderen die absolute Hingabe, dem Flüstern deiner Seele zu lauschen. Ein intensiver Prozess, den viele Menschen in unserer leistungsorientierten, materialistischen und schnelllebigen Gesellschaft leider nur ansatzweise oder gar nicht durchlaufen. In deinem Leben begegnest du immer wieder Seelenverwandten (nicht alle im Sinne einer romantischen Beziehung), die dich in eben diesem Prozess unterstützen werden, wenn du es zulässt. Seelenverwandte unterstützen einander auf ihrem Weg zu ihrem höchsten Selbst und holen das Beste voneinander heraus, in dem sie sich an ihre Träume und Ziele erinnern. Dies erlaubt eine vertiefte Weiterentwicklung und gegenseitiges Wachstum. Meistens enden romantische Beziehungen dieser Art, wenn beide genug voneinander gelernt haben.

 

Wenn wir tatsächlich diese eine ganz «grosse Liebe», nach der wir alle streben, finden wollen, müssen wir folglich vermutlich damit aufhören, in einem anderen Menschen etwas zu suchen, was wir uns selbst nicht zu geben vermögen. Stattdessen sollten wir damit beginnen, die Omnipräsenz der Beziehung während der Singlezeit dazu zu nutzen, die derzeit wichtigste Beziehung, nämlich die zu uns selbst, zu vertiefen. Nicht mehr und nicht weniger. Weder im Warten noch im Suchen, sondern im bewussten Leben unseres tiefsten Seins, können wir irgendwann finden und gefunden werden. Ohne «vielleicht» mit Kompromissen, sondern in einem tiefen Wissen, dass das nun das echte Gefühl von «nach Hause kommen» in einer anderen und irgendwie doch gleichen Seele ist. 

 

...und bis dahin ist es in meinem Empfinden alles andere als verwerflich, in ganz egal welchem Alter alleine glücklich zu sein. Dies ist sehr viel befriedigender, als zu zweit unglücklich zu sein. Somit befreie ich mich vom gesellschaftlichen Druck und beantworte eingangs gestellte Frage mit «Danke der Nachfrage! Aber nein, es ist nichts schiefgelaufen. Ich, anfangs 30, unverhofft immer noch oder mal wieder single, führe ein mehrheitlich erfülltes Leben und bin dabei (zumindest meistens) sehr glücklich. Mein Weg ist vermutlich alles andere als 'norm-perfekt', aber es ist nunmal mein Weg und für mich ist er genauso wie er war und ist 'imperfekt-perfekt'. Ich suche nicht mehr einfach irgendeine Beziehung, was ich möchte ist die eine Beziehung, die beide tief erfüllt und ein Leben lang hält. That's all. Vielleicht wird dir nun bewusst, dass in meinem Leben rein gar nichts verloren, und vor allem alles offen ist.»

 

Und nun zu dir - wo stehst du in Sachen Beziehung und was ist deine Meinung dazu?

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