Narbe der Zeit

Ganzheitliche Psychosoziale Beratung Sara Vercellone - Blog Narbe der Zeit
Ganzheitliche Psychosoziale Beratung Sara Vercellone - Blog Narbe der Zeit

Bis vor einiger Zeit habe ich mich immer auf Geburtstage gefreut, mit zunehmenden Alter aber stimmt es mich nunmehr auch melancholisch. Es fühlt sich an, als rinne mir das Leben durch die Finger. Als stünde ich an der Nahtstelle zweier Ewigkeiten: der weiten Vergangenheit, die ewig andauert, und der Zukunft, die sich bis zum letzten Hauch der messbaren Zeit ausdehnt. Vermehrt schwelge ich im Anno dazumal, und ertappe mich dabei, wie ich mir insgeheim wünsche, alles - okay, nicht ganz alles - noch einmal erleben zu dürfen. Auch male ich mir manchmal aus, was ich der kleinen Sara aus heutiger Sicht alles erzählen würde. Rückblickend könnte ich ihr vieles erklären. Vor allem würde ich ihr ans Herz legen, bewusster und viel mehr zu geniessen und sich weniger in ihren Gedanken und Ängsten zu verlieren. Dann erträume ich mir eine Rückkehr mit ein wenig Stillstand, und während ich sehr wohl weiss, dass es Zeitmaschinen nur in Filmen gibt, überkommt mich eine gewisse Sehnsucht und Wehmut. Das alles ist längst vorbei, und kommt nie mehr wieder. Ach... Die Narbe der Zeit ist wirklich eine Zumutung!

 

Die Erinnerungen sowie die Arbeit mit dem inneren Kind sind an sich wohltuend, die Melancholie rührt vielmehr daher, dass ich irgendwie immer wieder zu finden hoffe, was einmal da war. In Wirklichkeit aber finden wir bei einer Rückkehr immer nur das, was wir verloren haben. Das, was irgendwann einmal unser Leben war. Eine Rückkehr in die Vergangenheit scheint sicherer als ein Aufbruch in die ungewisse Zukunft, aber machen wir uns nichts vor; es ist unmöglich, in einer dieser Welten zu leben. Nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde. Und so haben mich die kürzlich geäusserten Worte meiner Mutter einmal mehr wachgerüttelt. Es sei schon verrückt, meinte sie, dass wir die meiste Zeit unseres Lebens gesund sind, uns aber dauernd diese belastenden «Was-Wäre-Wenn-Fragen» stellen, oder irgendetwas nachtrauern, anstatt einfach jenen Zeitraum, den wir tatsächlich leben können, voll und ganz auszukosten und zu geniessen. Meine Melancholie wandelte sich schlagartig in pure Lebendigkeit, und dann begriff ich, dass die Narbe der Zeit Fluch und Segen zugleich ist; In ihr liegt zwar das schmerzliche Bewusstwerden über die Vergänglichkeit, aber auch die liebevolle Erinnerung daran, den Fokus unbedingt auf das Wesentliche zu legen.

 

Nur in uns selbst und in der Tiefe jedes Augenblicks können wir die Quelle des Lebens finden, und eine bessere Sicht von uns und unserer Wirklichkeit kriegen. Nur wenn wir voll und ganz an jener Nahtstelle leben, gelingt uns die Verschmelzung mit der Ewigkeit. Plötzlich sind wir es dann, die ewig werden, weil wir uns als formloses, unvergängliches Etwas zwischen unseren vergänglichen Erscheinungen begreifen. Das ist, was wir sind. Das, und so viel mehr. Es geht vermutlich nicht darum, dem Leben möglichst viele Jahre zu geben, sondern den Jahren möglichst viel Leben. Deshalb sollten wir endlich damit aufhören, wertvolle Zeit unseres Lebens zu verschwenden, stattdessen unser ganze Liebe in es investieren, weil lieben leben mit i-Pünktchen ist. In jenen letzten Tagen dieses Jahres lade ich dich deshalb dazu ein, es mir  gleich zu tun, und einfach dankbar zu sein für alles was war, ist, und immer sein wird. Oder anders gesagt: das zu beherzigen, was ich der kleinen Sara, oder Du deinem Kind-Ich, rückblickend erzählen würde(st). Nur halt in dem Zeitraum, ich dem wir es leben können. Jetzt und jeden Tag.

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