Herr P. aus der Sozialpsychiatrie in der ich neben meiner Selbständigkeit arbeite, führte neulich aus, wie er die Coronakrise erlebt. Einerseits seien da die Ängste, anderseits aber auch absolutes Staunen. «Worüber?», fragte ich ihn, und er führte ganz angeregt aus «weil dieses Virus einmal mehr eindrücklich zeigt, dass wir, ohne dass wir ein chemisches Gegenmittel gegen diese Krankheit haben, vollständig genesen können. Das macht mir Mut, und das lässt mich staunen. Frau Vercellone, das ist doch irgendwie ein Wunder. Ich glaube, WIR sind ein Wunder».
«Your Body Is A Wonderland», singt John Mayer so schön. Nicht immer habe ich meinen Körper, und damit auch mich selbst, als solches erkannt. Insbesondere meine schulmedizinische Grundausbildung schärft derzeit die Wahrnehmung und Dankbarkeit gegenüber meinem Körper enorm und immer wieder aufs Neue. Ich meine, es ist doch irgendwie schon unglaublich, dass unser Herz seit vielen Jahren mit grosser Regelmässigkeit schlägt, unser Atem kommt und geht, Blut unseren Körper durchströmt, unsere Lungen für Sauerstoff sorgen, und unsere Sinne eigenständig arbeiten. Alles ganz von alleine, ohne unser Zutun. Wir sind ein Meisterwerk der Natur.
Nicht zuletzt deshalb sollten wir uns liebevoll um unseren Körper kümmern, und unser Allerbestes tun, dass unsere Seele sich in ihm Zuhause fühlt. Wir sollten ihn wertschätzen, lieben und pflegen. Vor allem aber dürfen wir ruhig auch einmal dankbar (und stolz auf ihn) sein, für alles, was er tagtäglich leistet. Auch wenn er oberflächlich betrachtet vielleicht nicht rundum perfekt ist, ist er es, der uns trägt, unser Innenleben umhüllt und schützt, und uns erlaubt, auf dieser Welt physische Erfahrungen zu machen. Akzeptieren wir unseren Körper doch einfach als imperfekt perfekt. Als das, was er ist. Wir sind gewollt, erfüllt mit endloser Liebe und schöpferischer Kraft. Ja, Herr P., wir SIND ein Wunder.