Alles eine Frage der Perspektive

Ganzheitliche Psychosoziale Beratung Sara Vercellone - Blog Alles eine Frage der Perspektive
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Aristoteles sagte einst «Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen». Je älter ich werde, desto mehr verstehe ich die tiefe Wahrheit dahinter. Sobald uns etwas innerlich berührt, fokussieren wir uns total darauf. Rundherum scheint die Welt dann nicht mehr wirklich zu existieren. Manchmal tut es unglaublich gut, sich so dermassen in etwas zu verlieren und damit zu verschmelzen. Sobald die Berührung aber eher leidender Natur ist, also bei seelischem wie auch körperlichem Schmerz, haben wir infolgedessen rasch das Gefühl, dass unsere Welt zusammenbricht. Oftmals ist es jedoch nicht das Ereignis an sich, dass so viel Leid erschafft, sondern unser krampfhaftes Festhalten daran.

 

Mir gelingt es mittlerweile meistens, das Festhalten von all dem, was mein Festhalten nicht einfordert bzw. was ich ohnehin nicht ändern kann, durch das anders Setzen der Segel langfristig zu vermeiden. Je nach dem muss ich mich etwas stärker dazu zwingen, meinen Fokus zu verändern und loszulassen. Sobald ich es aber schaffe, stelle ich erleichtert fest, dass die Welt rundherum genau so stabil ist wie zuvor. Durch das Einnehmen einer neuen Perspektive kann ich sehen, dass abgesehen von diesem Etwas alles gleichgeblieben ist. Nun ist das Ereignis also nicht mehr meine vermeintlich ganze Welt, sondern lediglich ein Teil davon. Dadurch gelingt es mir, eine wohltuende Distanz zu schaffen.

 

Eine Freundin, mit der ich im September beim Creux du Van war, erläuterte in Bezug auf diese Erkenntnis kürzlich folgendes Bildnis: Als wir dort zu nahe am Abgrund standen, hatte es etwas enorm Angstbehaftetes. Wir fokussierten uns auf die Kluft, die sich vor uns auftat. Sobald wir aber einen Schritt zurück machten, waren wir in der Lage loszulassen, und wirklich alles zu sehen. Der Abgrund war plötzlich nicht mehr so bedrohlich, obwohl er doch nach wie vor da war. Durch unseren bewussten Schritt gelang es uns aber, eine gesunde Distanz zu schaffen, und dadurch unsere Perspektive zu verändern. So haben wir schliesslich die unendliche Weite und die atemberaubende Schönheit entdeckt.

 

«AHA», denke ich mir, und höre den Groschen fallen. Einmal mehr schliesst sich der Kreis durch das Gespräch mit jener Freundin (P.S. I love you!). Manchmal geht es vielleicht gar nicht unbedingt um die Erfahrungen die wir machen, und um die Schicksalsschläge die wir erleiden, sondern vielmehr einfach nur um die jeweilige Perspektive, die wir dabei einnehmen. Und dann eben auch darum, ob es uns gelingt, in jeder Lebensphase immer trotzdem oder eben erst recht das grosse Ganze zu sehen; man könnte vielleicht auch sagen, um unsere Fähigkeit Schönheit zu sehen, auch wenn nicht jeder Tag ein schöner Tag ist, und so immer wieder unsere ureigene unendliche Weite zu entdecken. 

 

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