Hochsensibilität ist ein Minderheitsphänomen, das mir aus persönlichen Gründen sehr am Herzen liegt. Hochsensible Personen (HSP) versuchen oft jahrelang sich der Mehrheit anzupassen, womit sie sich selbst dauernd überfordern. Die unterschiedliche Stimulationstoleranz in Verbindung mit der menschlichen Tendenz, von sich auf andere zu schliessen, liess auch mich bisweilen hadern. Erst als ich vor einigen Jahren realisierte, dass ich betroffen bin, und was das heisst, wurde so manches verständlich. Demzufolge erachte ich es als wichtig, diesbezüglich Aufklärungsarbeit zu leisten, und das Kind gegebenenfalls auch in meinem Umfeld beim Namen zu nennen.
Einfach erklärt
Jeder Mensch hat ein gewisses persönliches Mass an Stimulation, mit dem er sich am wohlsten fühlt. Stimulation unter der persönlichen Behaglichkeitszone erleben wir als langweilig. Sind wir unterstimuliert, werden wir unruhig, und gehen mehr oder weniger gezielt auf die Suche nach Anregung. Auf der anderen Seite gibt es auch die Überstimulation. Diese entsteht durch zu intensive oder zu viele Reize zur selben Zeit (=Reizüberflutung). Sind wir überstimuliert, befinden wir uns in einem negativen Stress; dadurch sinken unsere Leistungen und wir reagieren emotional oder irrational. Dauert dieser Zustand über längere Zeit an, werden wir krankheitsanfällig. Überstimulation ist demzufolge für alle Menschen unangenehm und belastend. Der springende Punkt ist nun, dass der relativ kleine Prozentsatz von HSP (<20%) die Schwelle der Überstimulation auffällig früher erreicht als der Rest. Ihr Nervensystem funktioniert, wie erwiesen werden konnte, schlicht und einfach anders. Eindrücke werden nicht nur stärker und detaillierter wahrgenommen, sondern auch tiefer und gründlicher verarbeitet. Dies wirkt sich auf diversen Ebenen des täglichen Lebens aus, wobei jede/r Hochsensible über verschieden stark ausgeprägte Sinnesnuancen verfügt bzw. entsprechend unterschiedlich auf etwaige Reize reagiert.
Umgang
Zu verstehen, wie sich Hochsensibilität auswirkt, kann bereits enorm versöhnlich sein. Wichtig ist nun aber auch der adäquate Umgang damit. Prävention, sowie das Annehmen aller Gefühlen, den hellen und den dunklen, spielen dabei eine essenzielle Rolle. Ich arbeite generell gerne mit Personifizierungen, wobei der sogenannte «Kleinkindkörper» bei HSP nahezu Wunder bewirken kann. Bei einem kleinen Kind käme nämlich niemand auf die Idee, es sei nicht in Ordnung, nur weil es auf intensive Betreuung angewiesen ist. Es fällt uns leicht, einem hilflosen und sensiblen kleinen Wesen mit Liebe und Fürsorge zu begegnen. Indem wir unserem speziellen Wesenszug also die Gestalt jenes Kleinkindkörpers geben, beginnen wir uns selbst wirklich anzunehmen, und die infantilen Bedürfnisse jenes Anteils zu akzeptieren. Und in dem Moment, in dem wir die Verantwortung übernehmen, fortan auf jenen, in mehrfachem Sinne, schutzlosen Anteil unserer Selbst zu achten und für ihn zu sorgen, offenbart sich das Geschenk, das in unserer Überempfindlichkeit innewohnt: die Selbstliebe. Mit uns ist alles gut, mehr als das. Wir haben lediglich diesen kleinkindhaften Teil in uns, der etwas mehr (Be)Achtung benötigt. Bekommt es das, ist durchaus machbar, unser Leben so zu führen, dass wir weder unseren Kleinkindkörper unterdrücken, noch dass er uns tyrannisiert.
Fühlst du dich angesprochen?
Letztlich ist Hochsensibilität eine Fähigkeit, keine Schwäche. Meine Empathiefähigkeit, meine ausgeprägte Intuition, meine feine Wahrnehmung von Energien, mein Hellwissen und -fühlen – all das hat jetzt in meinem Leben seinen Raum. Nichts ist mir mehr dabei dienlich, wenn es darum geht, Menschen ihre innewohnende Kraft zugänglich zu machen. Nichts lässt mich besser erkennen, was es gerade braucht, damit sie wieder in ihre Mitte finden. Hochsensibilität mit einem offenen Herzen und einem Grad an Bewusstheit ist ein grandioses Geschenk. Wenn du diese Veranlagung hast: L(I)EBE SIE! Ich freue mich, wenn ich dich begleiten darf, sodass du deine Hochsensibilität mit deinem ganz persönlichen Ausdruck lichtvoll in die Welt tragen kannst.