Die apokalyptischen Reiter der negativen Gefühle sind Schmerz, Trauer und Angst. Wenn sie uns heimsuchen, kommt es nicht selten vor, dass wir in Schockstarre verfallen, oder aber durch ablenkendes Verhalten versuchen, ihnen möglichst auszuweichen. Wenn zusätzlich Druck da ist, unbedingt funktionieren zu müssen, fällt über kurz oder lang irgendwann alles in sich zusammen. Ich stelle zunehmend fest, dass viele Menschen keinen adäquaten Umgang mehr mit ihren Gefühlen haben, wodurch eine Volkskrankheit entstanden ist, die so einfach zu behandeln wäre.
Gegen Gefühle können wir nichts tun, weshalb es so immens wichtig ist, dass wir uns schlicht und einfach erlauben, sie alle wirklich zu fühlen. Sich dessen bewusst zu sein, was gerade im Moment geschieht, ohne sich zu wünschen, dass es anders wäre, erlaubt uns, angenehme Erfahrungen zu geniessen, ohne an ihnen festzuklammern, wenn sie vorübergehen - was sie zwangsläufig tun - und unangenehme Erfahrungen zuzulassen, ohne Angst zu haben, sie würden nie enden - was sie jedoch tun.
Für mich persönlich ist es jeweils hilfreich, mich als offenes Gasthaus zu begreifen und meine Gefühle als Gäste, welche ich alle gleichermassen willkommen heisse. Ich empfange sie, in dem ich sie benenne und lokalisiere wo sie sitzen. Dann frage ich sie, was sie möchten, und lausche ihrer Antwort. Nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen. Manche haben einen konkreten Wunsch oder eine Botschaft an mich, und andere wollen einfach nur sein und zur Ruhe kommen.
Ich spüre jedes Mal deutlich, wie viel Kraft frei wird, wenn ich nicht mehr kämpfe. Wie ich zu diesem weiten und stillen Raum werde, wie gross und frei ich bin, und dass unter all meinen Gefühlen ein tiefer Frieden liegt, der sich immer dann zeigt, wenn sie alle kommen und gehen dürfen. Du und ich, wir sind viel grösser als alle Gefühle, die an unsere Tür klopfen; also lass uns doch einfach ein bisschen weniger denken, und bedingungslos mehr fühlen.