Fasnacht ist keine moderne Tradition, sondern ein sehr alter Brauchtum, der seit dem Jahr 1396 besteht. Was heute primär der Unterhaltung dient, war damals ein Akt des Aberglaubens; die Menschen versuchten mit Kostümen und Masken sowie lauten Geräuschen die böse Geister zu vertreiben. Später diente die 5. Jahreszeit dann immer mehr dazu, sich vor der 40-tägigen Fastenzeit noch einmal richtig auszutoben. Und obschon viele von uns nicht mehr fasten, scheint die Fasnacht nach wie vor für unzählige Menschen essenziell zu sein. Aber warum eigentlich?
In unserer leistungsorientierten Gesellschaft, so glaube ich, hängt dies zu einem grossen Teil damit zusammen, dass Fasnacht uns die offizielle Legitimation dazu erteilt, mit einer Verkleidung in eine andere Haut zu schlüpfen, und den Alltag in weite Ferne rücken zu lassen. Und wer von uns sehnt sich nicht insgeheim auch ab und an danach?! Es liegt wohl für alle Menschen ein besonderer Reiz darin, etwas Neues auszuprobieren, sich kurzfristig wie ein anderer Mensch - oder ein anderes Wesen - zu fühlen, und das oftmals konventionelle Sein für einige Tage durch Unkonventionelles zu ersetzen. Kreativität, Freude und Narrheit aktiviert immer unser inneres verspieltes Kind; dieses lebt dadurch auf und darf sich entfalten, was uns die Sorgen vergessen lässt, und uns spielend leicht in die Leichtigkeit des Seins holt.
Nebst einer belebenden Fasnacht wünsche ich mir für dich, dass du dir selbst auch ausserhalb jener Zeit vermehrt die Legitimation zu all dem erteilst - es spricht nämlich absolut gar nichts dagegen, solange du dir nicht vollmaskiert irgendwo Zutritt verschaffst, wo du nicht solltest ;-), oder jemandem damit schadest. Wähle doch ganz bewusst mal für einen Tag, oder ein paar Stunden, eine andere Rolle, probiere Unbekanntes aus, triff unkonventionelle Entscheidungen, sei kreativ und närrisch, während du allem voran immer wieder aktiv die Freude in dein Leben einlädst.