Klartext im Wattebausch

Ganzheitliche Praxis Sara Vercellone - Klartext im Wattebausch
Ganzheitliche Praxis Sara Vercellone - Klartext im Wattebausch

Anlehnend an meinen letzten Blogbeitrag habe ich mich mit unserer Kultur befasst, und damit einhergehend auch mit der Fragestellung, weshalb es mich so viel Energie kostet, dass ich oft über eine für mich selbstverständliche Klarheit verfüge. Viele Nachrichten haben mich erreicht von Menschen, die über ein ähnliches Erleben berichten. Es ist schön, hier eine Verbundenheit zu spüren - denn nicht zuletzt vermittelt dieses Empfinden doch ganz oft auch ein Gefühl des «Getrenntseins». Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber bei mir ist es nicht die Klarheit, die mich abmüht, sondern die gesellschaftlichen Gepflogenheiten im Umgang damit. Sie verleiten mich dazu, meine Meinung situationsbedingt zurückzuhalten, auch wenn sie prinzipiell gefragt ist, und mein Innenleben damit quasi zu unterdrücken. Denn mir fällt es unheimlich schwer, Klartext in Wattebäusche zu verpacken.

 

Wir leben aber nunmal in einer «Wattebauschkultur». Schuld daran ist meiner Ansicht nach die gesellschaftliche Entwicklung, die auf dem Wunsch nach Einheitlichkeit und Konfliktvermeidung aufbaut. Ein gefährliches Unterfangen, welches durch die zusätzliche Infizierung mit dem «Gemochtwerden-Virus» das Bilden einer eigenen Meinung erschwert, und das Überbringen von heiklen Botschaften praktisch verunmöglicht. All das führt letztlich wohl oder übel dazu, dass ein Grossteil der Menschen zwar durchaus viel redet, jedoch wenig sagt. Während also in allen Variationen der zwischenmenschlichen Begegnung - im privaten wie aber insbesondere auch beruflichen Kontext - viel zu selten gesagt wird, was eigentlich relevant wäre, wird insbesondere Klartext in kleine unbedrohliche Wortwattebäusche verpackt, die zwar garantiert nicht wehtun - doch leider auch nichts bewirken.

 

Derweil sich auf Socialmedia immer mehr Menschen in der Anonymität den Mund aufreissen, bleibt er im persönlichen Gespräch geschlossen. Es ist schon irgendwie merkwürdig, denn wir kommunizieren immer mehr, doch eine wirkliche Streitkultur und Meinungsfreiheit herrscht dadurch noch lange nicht. Dominante Machttypen sorgen mitunter dafür, dass wir politisch korrekt sprechen, und der notwendige Klartext fehlt. Wahrheit will zwar jeder, nur hören irgendwie nicht. Doch die ist in meinen Augen unabdingbar, damit wir als Einzelner und auch als Gesellschaft wirkungsvoll leben. Obschon Streit in unserer Gesellschaft negativ behaftet ist, gibt es doch kaum etwas Inspirierenderes, als in einem wertschätzenden und sachlichen Streitgespräch seine Meinung zu vertreten, und dafür einzustehen, was man denkt und wie man die Dinge sieht -  vorausgesetzt man respektiert auch andere Meinungen und lässt diese gelten.

 

Für mich ist es ein Gewinn, wenn ich eine andere Sichtweise einnehmen darf, die meine beleuchtet und auch mal widerlegt. Ehrliche Worte und konstruktive Kritik sind bei mir immer willkommen. Sie sind nur dann schmerzhaft, wenn wir sie als Angriff sehen, und unsere persönliche Eitelkeit in den Vordergrund stellen. Mein Fazit aus meinen Überlegungen ist, dass eine Wattebauschkultur niemandem hilft. Und deshalb komme ich zum Schluss, dass ich zukünftig möglichst keine Energie mehr dafür verschwenden werde, meine Klarheit versuchsweise in Wattebäusche zu verpacken, oder sie zu unterdrücken. Auch dann nicht, wenn ich damit einen Streit provoziere, und riskiere, dass andere sich von mir distanzieren. Diesen Preis zahle ich gerne. Denn das Zitat von Marie Ebner-Eschenbach bringt es auf den Punkt: Nicht jene, die streiten, sind zu fürchten, sondern jene, die ausweichen. 

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