Gerade dann, wenn wir uns mit jemandem verbunden fühlen, kann es durchaus schmerzhaft sein, wenn dieser jemand nicht sehen kann - oder will - was uns innerlich bewegt. Aus dem tiefmenschlichen Bedürfnis nach Einheit entsteht die Erfahrung der Trennung. So beobachte ich immer wieder, dass Personen, welche sich nicht verstanden fühlen, lauter und forscher werden. Aus psychologischer Sicht ist dies der verzweifelte (und sinnlose) Versuch, sich selbst und seinen Anschauungen mehr Ausdruck zu verleihen.
Einheit ist nur möglich, wenn wir einander (an)erkennen. Es ist nicht leicht, Mitgefühl für jemanden zu empfinden, den man nicht versteht. Und es ist vor allem nicht leicht, Verständnis zu entwickeln, wenn man sich nicht austauscht und sich nicht zuhört - mit der wahrhaftigen Intention zu verstehen, nicht mit der Intention, im Recht zu sein. Und vielleicht beginnt dieses Verstehen zunächst einmal vorallem bei sich selbst. Indem wir, anstatt dieses Unverstandensein in ein Verstandenwerden verwandeln zu wollen, es in ein noch tieferes Verstehen unserer Selbst transformieren. Und indem wir, anstatt in das Gefühl des Alleinseins zu verfallen, auf dem Grund unserer Seele das All-Ein-Sein entdecken.
Hinter jeder Erfahrung von Trennung liegt Schmerz, genauso wie hinter jeder Erfahrung von Einheit das Glück schlummert. Wenn wir in die bedingungslose Begegnung mit uns selbst kommen, finden wir tief in uns eine Einheit, die immer da ist. Auch, oder gerade dann, wenn wir uns aussen getrennt fühlen. Dies wiederum erleichert das (An)Erkennen und das Entwickeln von Verständnis in jeglicher Hinsicht. Die Stille ist nicht leer, sie ist voller Antworten. Bleib also in dir ruhend bei dir, während du anderen mit offenem Geist und Herzen begegnest - und die Chance zu verstehen, und verstanden zu werden, erhöht sich essenziell.