
Auch als Therapeutin kenne ich Momente, in denen der innere Kompass zu flackern scheint, sich Wege im Nebel verlieren, und die eigenen Hände scheinbar keine Türen mehr öffnen können. Manchmal unterzieht uns das Leben mit voller Wucht seinen Prüfungen und verschüttet sämtliche mögliche Lösungswege nach und nach unter einer dicken Schicht. Der eigene Handlungsspielraum scheint dann immer enger zu werden, und nicht selten hören wir uns folglich vermeintlich ausgeliefert sagen "ich bin verloren!".
In den vergangenen Monaten stand ich nebst meiner vollen Praxis primär zwischen zwei starken Strömungen: den traumatischen Folgen rund um Malou und den Herausforderungen meiner eigenen Gesundheit. Bisweilen schien das Fass zu überlaufen, und ich wusste nicht mehr so wirklich, wo mir der Kopf stand. Doch mitten in diesem dunklen Rauschen fand ich einmal mehr etwas Kostbares: meine hohe Schmerztoleranz, meine Fähigkeit zur Selbstregulation, und mein höheres Verständnis zur Allverbundenheit. Es sind Kräfte, die mich nicht nur standhalten sondern wachsen lassen.
Und auch wenn ich bisweilen jammere und finde, dass es langsam aber sicher wieder etwas leichter werden dürfte, so bin ich gleichwohl dankbar. Denn schwierige Zeiten sind wie Prüfsteine für unsere innerer Überzeugungen. Entweder lassen wir sie fallen, oder wir verankern sie noch tiefer in uns. Mein Schmerz lässt mich nicht nur als Mensch reifen, sondern öffnet mein Herz immer weiter - für mich, für meine Liebsten, für das Leben, für alle die zu mir kommen, und für all das, was uns in unserer Verletzlichkeit verbindet. Und eines weiss ich ganz gewiss: Wir sind niemals verloren - wir sind immer auf dem Weg.